Pomacanthus und Co

Kaiserfische

Zur Einstimmung dieses komplexen Themas zunächst eine Veröffentlichung aus dem Jahr 1995 Erschienen in Meer-Nachrichten Marin Life

 

Ausgabe Nr. 27. Diese Angaben über Herkunft, Pflege und Nahrungsansprüche sind zum Teil auch heute noch aktuell. Weisen aber

 

auch kritisch darauf hin, dass es in der Vergangenheit nicht immer legal möglich war Kaiser und Schmetterlingsfische zu erwerben und zu pflegen. Nur in Deutschland wurden diese Exemplare ab 1987 unter Natur und Artenschutz gestellt.Was natürlich nicht automatisch heißt, dass in dieser Zeit keine Kaiser und Schmetterlingsfische in deutschen Aquarien gepflegt wurden. Im Gegenteil, Händler der Beneluxstaaten hatten alle Fische in der Stockliste die bei uns nicht erlaubt bzw. verboten waren.

Zur Pflege von Kaiser- und Schmetterlingsfischen

Die seit 1987 in der BRD durch Verordnung unter Artenschutz gestellten Kaiser und Falter- fische werden in Kürze wieder für Liebhaber und solche, die es werden wollen, erhältlich sein. Über die Sinnlosigkeit eines solchen Handels- und Haltungsverbotes zu diskutieren, scheint zwecklos. Für die Zukunft der Aquaristik ist es aber sinnvoll und unerlässlich, wenn die Vereine und Verbände künftig auf ähnliche Verbote Einfluß nehmen. Die Gesetzentwürfe werden in der Regel von Sesseldröhnern ausgearbeitet und befürwortet. Denen ist die Materie Auquaristik nicht bekannt. Deshalb können so keine sinnvollen und richtungsweisenden Gesetzentwürfe formuliert werden. Sie sollten wissen, dass der Verlust dieser und anderer Fische zunächst in der Biotopzerstörung zu suchen ist.

Außerdem werden gerade große und damit geschlechtsreife Kaiser- und Schmettterlingsfische auf den Märkten der Herkunftsländer als Speisefisch zum Verzehr angeboten. Sie dienen quasi als Grundnahrungsmittel zur Eiweißversorgung einer ständig wachsenden Zahl von Küstenbewohnern. Da dem großen Unfug (gemeint sind die Handelseinschränkungen) jetzt offensichtlich ein Ende droht, möchte ich rechtzeitig einige Hinweise und Tipps zur Pflege von Kaiser- und Schmetterlingsfischen geben. Die hier dargestellten Beobachtungen und Haltungshinweise habe ich in den 80’ern und Anfang der 90’er Jahre gesammelt.

Kaiserfische besitzen einen flachen ziemlich langgestrekten, verschiedentlich recht hohen und zusammengedrückten Körper. Dieser ist mit harten, rauen, kleinen bis mäßig großen Schuppen bedeckt. Die Schwanzflosse erscheint im allgemeinen abgerundet. Das Maul ist bei fast allen Arten klein und vorstreckbar. An den Kieferrändern stehen Reihen kleinerer borstenförmiger Zähne. Charakteristisch ist für diese Fischfamilie ein mehr oder weniger kräftiger Dorn oder Stachel, der sich am unteren Ende des Vorderkiemen- deckels befindet.

 

Zu Hause sind diese schönen und interessanten Fische in den Korallenmeeren, wo sie meist solitär, seltenen paarweise anzutreffen sind. Sie beanspruchen als Einzelgänger ein größeres Revier. Der nächste Vertreter derselben Art hat sein Quartier in einiger Entfernung. Ausgenommen die Pfauenkaiser, diese konnte ich anhand von Beobachtungen im Roten Meer in kleinen Gruppen von 4 bis 6 Tieren antreffen, Einzeltiere fand ich selten.

 

Zwei oder mehrere Tiere einer Art kann man nicht im Aquarium halten. Dieses reicht wegen der beengten Verhältnisse für zwei adulte Tiere als Revier nicht aus. (Anmerkung der Redaktion: im Aquarium vom Kölner Zoo schwimmt seit Jahren ein Paar von Pomacantus paru, welches sich aus drei Jungfischen gefunden hat, Konrad Lorenz konnte ebenfalls in seinem riesigen Aquarium mehrere Tiere diverser Arten pflegen). Der stärkere Revierinhaber würde den unterlegenen Rivalen umbringen. Andere Kaiserfische werden im Revier und auch im Aquarium geduldet. Obwohl die meisten Kaiserfische zu den eindrucksvollsten und dekorativsten Meeresfischen zählen, gehören auch hier die meisten ausgewachsenen Arten zu den Problemfischen, deren Haltung zumindest bei der Eingewöhnung mit Schwierigkeiten verbunden ist.

 

Geschlechtsunterschiede sind nur bei einigen Zwergkaisern bekannt (Centropyge acanthops). Versuche, diese Fischarten im Aquarium nachzuziehen, misslangen bisher. Es gibt verschieden Faktoren, die auch heute auf lange Sicht die Nachzucht unmöglich machen, z. B. deren Ungeselligkeit und vor allem das Problem der Fütterung frisch geschlüpfter Larven mit lebendem Plankton passender Größe.

 

 

Die Färbung von Jung- und Alttieren variiert oft beachtlich. Da die Jugendfärbung z.T. sehr stark abweichend ist, ergeben sich Probleme bei der systematischen Bestimmung vieler Arten. Es bedarf einiger Kenntnis, will man erkennen, zu welcher Art ein Jungfisch heranwächst. Fast alle Arten aus dem Indo-Pazifik tragen eine ähnliche Jugendfärbung. Die Zeichnung variiert von blau bis schwarz mit weißen Ringeln, einige wenige sind schwarz mit senkrechten gelben Streifen gefärbt.

Wozu dient diese Jugendfärbung? Wie schon erwähnt sind Kaiserfische Einzelgänger, die aggressiv auf Artgenossen reagieren. Anders gefärbt zu sein, etwa in der Jugendfärbung, bedeutet, nicht als Artgenosse erkannt zu werden. So dulden ausgewachsene Tiere ihren Nachwuchs im Revier, bis der in die Altersfärbung übergeht. Ich konnte verschiedentlich Jung- und Altfische über längere Zeiträume im Riff beobachten (Malediven,Kenia und Sinai-Halbinsel).

 

Sie nehmen kaum Notiz voneinander

 

Beim Kauf sollten Kaiserfische auf den Betrachter neugierig und agil (aktiv) wirken. Wenn das Tier dann auch noch hier und da an Gestein und Algen herumzupft, gibt es in der Regel keine Eingewöhnungsschwierigkeiten. Nur Jungfische lassen sich an dem Lebensraum Aquarium gewöhnen. Verzichten sie bitte auf den Erwerb von Alttieren, außer es handelt sich um Exemplare, die im Aquarium aufgewachsen sind! Bevor ein neu erworbenes Tier in das Aquarium gesetzt wird, bade ich es in Süßwasser.

 

Dabei müssen Temperatur, pH-Wert und Karbonathärte dem Meerwasser angepasst werden. Danach kommt der Neuling in ein eingefahrenes Aquarium, in dem „Lebende Steine“ mit ihrem Aufwuchs aus Schwämmen und Algen sowie ein paar Korallenableger, einem Teil des natürlichen Lebensraumes mit dessen Organismen ,bereitstehen.

 

Damit der Neue schnell zu Kräften kommt und seine Widerstandsfähigkeit zurückerlangt, gebe ich auf 100 ltr. Wasser einen gestrichenen Teelöffel wasserlösliche Vitamine aus der Veterinärmedizin. Zwei oder drei eingewöhnte kleine Fische sollten ebenfalls in diesem Aquarium schwimmen. Diese zeigen dann dem Neuling den Umgang mit allen gängigen Frost- und Trockenfutterarten, auch dieses wird mit Vitaminzugaben präpariert. Aus Futterneid wird der Kaiser das eine oder andere Futter probieren. Wird eine Futterart gierig aufgenommen, mische ich ihm etwas Antibiotika, etwa 2% , für zwei Wochen unter. so werden Darm- und Magenparasiten erfolgreich bekämpft, ohne dass Niedere Tiere im Aquarium gestört werden.

Der Imperator-Kaiserfisch ist ein echter Imperator unter den Korallenfischen. Seine Gestalt, Färbung und das Verhalten sind majestätisch. Jungtiere gleichen nicht im entferntesten den Erwachsenen. Ausgefärbte Tiere liegen hoch im Preis. Die Endgröße liegt bei etwa 40 cm. Wegen Eingewöhnungsschwierigkeiten sollten nur Jungfische erworben werden. Diese sind unproblematisch und passen sich schnell dem neuen Lebensraum an, wogegen adulte Tiere sich als heikel erweisen und kaum Futter annehmen.

 

Nicht selten wird über mehrere Wochen jegliches Futter verweigert, und die Fische verhungern. Es müssen dann unbedingt alle zur Verfügung stehenden Futterarten ausprobiert werden, damit der Neuling seinen Hungerstreik beendet. Es eigenen sich Fisch, Mysis, Muschelfleisch, Herz, Krill, Wasserflöhe, Mückenlarven und Bachflohkrebse. Dazu muss unbedingt auf pflanzliche Kost Wert gelegt werden. Es müssen genug Algen (Aufwuchs auf Gestein und Caulerpa spp.) oder verschiedene Salate angeboten werden, da sie ein wichtiger Bestandteil in der natürlichen Nahrung sind. Bei einem Besuch an der Küste kann man viele Braun- und Grünalgen sammeln, die, sofort gekühlt und eingefroren , eine natürliche Nahrungsquelle (auch für Doktorfische) darstellen. Weiterhin bietet der natürliche Algenbewuchs im Aquarium eine dauerhafte und notwendige Futterquelle.

Den deutschen Namen Ringkaiser verdankt der Fisch dem aus einer himmelblauen Linie gebildeten Ring oberhalb der Kiemen. Der indopazifische Raum ist die Heimat dieses schönen Kaiserfisches. Die Jugendfärbung ist wiederum völlig von der Altersform abweichend.

Mit ca. 8 cm beginnen die Tiere ihr Jugendkleid gegen die Altersfärbung auszutauschen. Schritt für Schritt ändert sich die gesamte Körperfärbung, nur die Schwanzflosse bleibt unverändert weiß.

Der Umfärbungsprozeß dauert mehrere Wochen, mitunter kann sich dieser über mehrere Monate hinziehen. Offenbar ist die Dauer von der körperlichen Verfassung der Tiere abhängig. Nach der Umfärbung nimmt der Ringkaiser noch erheblich an Größe zu. Die mehrere Zentimeter lange Fahne am Ende der Rückenflosse bildet sich erst im weiteren Wachstumsverlauf. Die Endgröße liegt bei über 30 cm.

P. diacanthus
P. diacanthus

Mit einer Länge von 20-25 cm und den prächtigen Farben gehört der Pfauenkaiserfisch zu den Vertretern seiner Familie, die im ausreichend großen Meerwasseraquarium ab etwa 400ltr. Aufwärts gepflegt werden müssen. In der Literatur wird gerade dieser Kaiserfisch als äußerst heikel und kaum haltbar beschrieben. Von dem Erwerb diese Art wird abgeraten. Unsere Erfahrungen zeigen aber, dass die Pflege durchaus gelingen kann. Der Pfauenkaiser ist weit verbreitet. Man findet ihn im Roten Meer, an der Ostküste Afrikas bis hin in den westlichen Pazifik. Importtiere stammen in der Regel aus Afrika und Südostasien. Tiere aus Ostasien sind farblich nicht so kräftig wie Tiere aus dem roten Meer. Im Riff ernährt sich dieser Fisch überwiegend von Schwämmen, was durch Magenuntersuchungen und Freilandbeobachtungen festgestellt werden konnte. Hier findet sich auch das Hauptproblem für die erfolgreiche Pflege. Die größten Schwierigkeiten bestehen darin, den Fisch zur Nahrungsaufnahme zu bewegen.

 

Die besten Erfahrungen habe ich mit kleinen, übersichtlichen Mengen von Wasserflöhen, Mysis, zerkleinerten Schwebegarnelen und Trockenfutter gemacht. Vorteilhaft sind in der Eingewöhnung wiederum ruhige Beckenbewohner, die den Fisch aus Futterneid zum Fressen bewegen sollen. Für die erfolgreiche Eingewöhnung darf der Fisch nicht größer als 6 cm sein. Größere Tiere sind kaum noch an das Ersatzfutter zu gewöhnen. Bei einer Größe von 10 cm bestehen kaum noch Chancen, den Fisch umzugewöhnen. Da die meisten importierten Exemplare größer als 10 cm sind, ist das Problem offensichtlich. Bei dieser Art ist eine strikt eingehaltene Größe ein Muss! Es ist einfach unverantwortlich, dass größere Fische gefangen und eingeführt werden. Es handelt sich hier um eine Art, die nur von sehr erfahrenen Pflegern erworben werden sollte.

Der Traumkaiserfisch gehörte bis vor einigen Jahren zu den besonderen Seltenheiten in der Meeresaquaristik. Die Farbenpracht ist kaum zu beschreiben. Der Kiemenstachel ist bei dieser Art besonders stark ausgebildet. Die Art ist nicht so stürmisch im Verhalten. Vielmehr sind die Tiere ruhig und besonnen. Raufereien mit anderen Fischen gehen sich nach Möglichkeit aus dem Weg. Rangeleien um das Futter sind besonders für frisch importierte Tiere zu vermeiden. Hastiges Hantieren vor dem Becken erschreckt diese Art. Traumkaiser lassen sich am besten mit ruhigen Schwimmern vergesellschaften. Die Umfärbung beginnt schon mit einer Länge von 2 cm. Zuerst färbt sich die Rückenflosse um. Auch bei dieser Art dauert der Umwandlungsprozeß mehrere Wochen. Mit 5 cm Länge ist die Art ausgefärbt. Bei dieser Grösse beginnen die anderen Arten erst mit der Umfärbung.

Im Handel sind deshalb in der Regel nur ausgefärbte Tiere erhältlich. Die Maximallänge beträgt etwa 25 cm. Er ist eine Art für den erfahrenen Pfleger.

 

Seit der Veröffentlichung obigen Artikels sind nunmehr fast 20 Jahre vergangen. Die Pflegebedingungen aller ,nicht nur der Kaiserfische haben sich enorm verbessert. Wurden bis Dato große Meerwasserfische überwiegend in Sterilen Aquarien gepflegt, werden sie heute als Beigabe ,wenig Fisch in wunderbar schönen Riffaquarien gehalten. Das dies möglich ist liegt natür lich auch an der Technik die gewaltige Fortschritte gemacht hat.(z.B.Weiterentwicklung der Beleuchtung HQI-T5 Röhren, - LED  - Nadelradabschäumer) Ausserdem ist das Wissen über biologische und chemische Zusammenhänge über Vorgänge und Abläufe im Meerwasseraquarium gewachsen. Dazu paart sich die eigene Erfahrung sowie die der befreundeten kompotenten Aquarianer (Norbert Menauer,Daniel Heerz)die man wenn nötig um Hilfe bitten kann . Auch die Qualität der heute eingeführten Fische hat sich u.a. durch neue Methoden beim Fang, (ohne Gift ) Transport, (schneller ) und Sachgemäßen Umgang bei Ankunft, (vorsichtiges angleichen von Transport zum Aquariumwasser ) zum positiven gewandelt.

Als ideale Kaiser- Riffbewohner sehe ich die Zwergkaiser der Gattung Centrophyge an .Sie eignen sich wieder erwarten gut für das Niedere Tiere Becken. Sie können auch zu mehreren gehalten werden. Wenn der Raumbedarf ausreichend ist kann man auf ca. 400 ltr. Fünf bis zehn dieser Zwerge einbringen (auch von einer Art).

C.luriculus
C.luriculus

Große Kaiserfische aus den Gattungen, Pomacanthus, Holacanthus und Pygoplites benötigen immer noch dementsprechend große Behälter. Heute 20 Jahre nach meiner Sturm und Drang Zeit zu Kaiserfischen , bekommen meine „Kaiser“ mit Sicherheit keine Niederen Tiere mehr als Nahrungszusatzangebot um sie zur Futteraufnahme zu bewegen. Vor allen Dingen dann nicht wenn Ihr neues Zuhause ein Korallenriffaquarium werden soll. Das Risiko welches man eingeht wenn man Kaiserfische in Riffaquarien pflegt und diese Organismen als Futter an sehen ist relativ groß. Im Jugendstadium vergreifen sich die wenigsten Kaiser an Niederen Tieren. Erst wenn sie subadult sind, werden viele sessile Tiere ( nicht alle ) angefressen und solange belästigt bis sie zugrunde gehen.

Versuche mit P. narvachus und P. diacanthus-beides ausgefärbte Tiere,sind bis heute (ein Jahr nach Eingewöhnung) gut verlaufen. Allerdings bekommen sie auch seitdem sie im Korallenriffbecken sind, eine abwechslungsreiche , aus gewogene Kost .Zum einen das was der Aquaristikhandel uns bietet. Neben verschiedenem Trockenfutter ,Frostfutter aller Art. Zum andern bietet der Lebensmittelhandel Nahrungsmittel an, die Verwendung für unsere Fische finden. Z .B. Fischfilet. Muscheln, Tintenfisch, Garnelen, Algenplatten (Asiashop ) usw. Weiterhin haben findige Aquarianer dafür gesorgt,, dass der Speiseplan um ein vieles bereichert wurde. Sie experimentierten zunächst mit Salat, Löwenzahn, Gurke und an schließend kam zur Nahrungsergänzung noch Obst hinzu. Natürlich alles nur in kleinen, überschaubaren Dosen. Auch ich nutze diese Art von Nahrungszugabe bei meinen Fischen. Ob es einen Zusammenhang zwischen der ausgewogenen Nahrungsaufnahme (Banane enthält z,B,VitaminC,B1,B2,B6,E,ProvitaminA,-Mineralstoffe-Kalium, Magnesium,Phosphor, Fluor, Mangan, Kupfer, Zink,Jod Eisenund Calcium .Gurken haben einen hohen Anteil an Kalium,Calcium, Eisen und anderen Mineralstoffen, Eiweiß ,sowie Vitaminnen Bi,und C) und dem nicht fressen von sessielen Tieren gibt, könnte im Bereich der Möglichkeiten liegen. Die lange Umgewöhnungszeit und die damit verbundene Futterumstellung im Quarantäne becken ohne „sessieles Futter“ist sicher neben der Langeweile zwischen den Fütterungszeiten ein weiterer Faktor über den man diskutieren kann.